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Rede Erzherzog von Österreich

Rede Georg Erzherzog von Österreich, Völkerschlacht bei Leipzig

Ein wirklicher Einblick in die Essenz der Völkerschlacht - Grußwort zum Gedenktreffen der Völkerschlacht bei Leipzig von Georg Erzherzog Österreich


FESTREDE

S.K.H. Georg Erzherzog von Österreich
Grußwort zum Gedenktreffen der Völkerschlacht
„Ein wirklicher Einblick in die Essenz der Völkerschlacht“

am 19. Oktober 2013 anlässlich des Banketts im „Mediencampus Villa Ida“

Ich bitte vielmals um Entschuldigung, dass ich das rege Treiben noch einmal unterbreche. Herr Ministerpräsident, Herr Altbürgermeister und Ehrenbürger von Leipzig, Herr Dr. Langenfeld, Oberst Seeger, liebe Verwandte, meine sehr verehrten Damen und Herren.

Ich möchte gern diese Gelegenheit nutzen, um mich im Namen der vielen Repräsentanten, die hier vertreten sind, ganz besonders herzlich bei der Medienstiftung für ihre Einladung und für ihre Gastfreundschaft zu bedanken.

Nun mag das etwas komisch klingen aus dem Munde einer Person, die zum ersten Mal in ihrem Leben nach Leipzig gekommen ist. Aber ich muss sagen, was ich in den letzten drei Tagen hier erleben durfte, würde ich als eine Art „Crashkurs in Leipzig“ bezeichnen. Und ich habe so viel Positives, Schönes, Beeindruckendes und für mich persönlich Wichtiges erlebt in den letzten Tagen, dass ich Ihnen gar nicht sagen kann, wie dankbar ich Ihnen bin.

Die Geschichte der Völkerschlacht von Leipzig ist bestimmt kein einfaches Thema. Aber ich glaube es ist ihnen gelungen, in einer Vielfalt von Veranstaltungen, in einer Vielfalt von Reden, in einer Vielfalt von, ja, da fällt mir das englische Wort Events ein, die aus diesem Anlass gemacht worden sind, eine Art Blumenstrauß zu schaffen, dass es einem gelingt, einen wirklichen Einblick in die Essenz dieser Völkerschlacht zu bekommen. Und das ist heutzutage besonders wichtig.

Warum? Ich merke es sehr, nachdem ich sehr viele Veranstaltungen halte an Schulen und Universitäten, und bedauerlicherweise merke ich es sehr oft, dass die Leute sich viel zu wenig mit der Geschichte, mit den Lehren der Geschichte und mit der Auswirkung der Geschichte auf die heutige Zeit befassen. Und das ist eine große Gefahr. Mein Vater, viele von Ihnen haben ihn persönlich getroffen und kennen- und schätzen gelernt, hat in sehr vielen Reden gesagt:

„Wer nicht weiß, woher er kommt, weiß nicht, wohin er geht, weil er nicht weiß, wer er ist.“

Und es ist sehr wichtig, dass wir uns hier damit befassen: Wo kommen wir her? Da haben wir vielleicht hier einen etwas spezielleren Zugang, weil wir uns automatisch sehr viel mehr mit Geschichte auseinandersetzen. Aber für sehr viel andere gibt es die Möglichkeit durch die Medien, wir sind ja hier bei einer Medienstiftung, durch die Medien und durch das Alles, was jetzt in den letzten Tage passierte, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und mit den Lehren, die diese Geschichte hat. Und deswegen haben sie, glaube ich, hier ein besonders gutes Beispiel gesetzt mit den 200 Jahren der Völkerschlacht in Leipzig, die uns vielleicht etwas Richtungsweisendes zeigen, was nächstes Jahr, auf uns zukommen wird.

Nächstes Jahr werden sehr viele sehr wichtige Tage sein. Hundert Jahre Beginn des ersten Weltkrieges, 200 Jahre Wiener Kongress, 25 Jahre Fall der Mauer, und für meine Familie vielleicht besonders wichtig: Zehn Jahre Seligsprechung meines Großvaters (lacht). Es sind sehr viele schöne Momente, aber auch Feiern, die uns Anlass zum Nachdenken geben. Ich glaube, dass hier wirklich ein besonders gutes Beispiel gegeben wurde, dass hier die Latte sehr hoch gelegt worden ist, wie man so etwas begehen kann. Und ich habe mich sehr gefreut, dass wir jeden Tag einen Gottesdienst gehabt haben, ein ökumenisch religöser Gedenkgottesdienst, weil das, glaube ich, eines der wichtigsten Elemente ist, womit wir auch einen speziellen Bezug zu dem finden können, worüber wir nachdenken und worauf wir uns besinnen sollten, weil wir uns bedauerlicherweise heutzutage viel zu wenig mit der Religion und der Bedeutung der Religion und den Lehren, die uns die Religion gibt, auseinandersetzen.

Wenn ich über die Vielfarbigkeit der Veranstaltungen, die hier abgehalten wurden, rede, dann ist mir auch etwas klargeworden, dass es in vielen Punkten eine Diskussion darüber gegeben hat. Morgen werden wir die Schlachtdarstellung mit 5.000 Teilnehmern, und wie ich jetzt schon gehört habe, 65.000 Zuschauern haben. Wie sieht man das Ganze? Ist das gut, ist das notwendig?

Wir hatten ja ein Treffen in der Nikolaikirche, einen ökumenischen Gottesdienst, wo auch der Superintendent das Thema aufgegriffen hat und gesagt hat: „Da gibt es Leute die mit dem Kopf gewackelt haben, und die anderen, die auch genickt haben.“ Ich war unter denjenigen, die genickt haben, weil ich es gut finde, dass auch dies ein Teil der Feier ist – aus einem ganz speziellen Grund: Ich hatte am Anfang erwähnt, dass ich so besorgt darüber bin, dass wir die Geschichte vergessen. So eine Darstellung der Schlacht gibt vielen Leuten auf eine sehr anschauliche Art und Weise die Möglichkeit, sich mit der damaligen Bedeutung der Völkerschlacht auseinanderzusetzen, weil sie etwas greifbar macht: Das sind nicht nur die 5.000, die morgen daran teilnehmen werden in ihren alten Uniformen, wo vielleicht die ganze Familie mitgeholfen hat, damit diese Uniformen entstehen. Die sich sehr intensiv mit der damaligen Zeit, Napoleonische Kriege in Leipzig und auch den Lehren der damaligen Zeit auseinandergesetzt haben. Es sind die vielen zigtausend Zuschauer, die morgen kommen werden, die wahrscheinlich nicht an einer Historikerkonferenz teilgenommen hätten, an der sich sicherlich sehr würdige Universitätsprofessoren über Zahlen unterhalten, aber was sicherlich etwas trockener geworden wäre, als das, was morgen sehr sichtbar dargestellt werden wird. Auch die Medien werden sich sehr viel mehr darauf stürzen. Und wenn es hilft, dass dadurch, was morgen passiert, jeder Zehnte oder auch jeder Zwanzigste, der daran teilnimmt, die Möglichkeit wahrnimmt, sich mit dem auseinanderzusetzen, was er morgen sieht. Darüber nachzudenken, was diese Schlacht bedeutet hat. Darüber nachzudenken, was ein Krieg bedeutet. Darüber nachzudenken, was Verwundete, Opfer des Krieges, was gefallene Soldaten dieses Krieges bedeuten – dann werden sie vielleicht etwas dankbarer sein, dass wir heute in Frieden leben, und darüber nachdenken, wem wir diesen Frieden verdanken.

Ich freue mich sehr, dass wir in den letzten Tagen auch den Bezug zur Europäischen Union und Frieden gesehen haben. Ich finde es extrem traurig, wenn wir heute in den Zeitungen oft lesen: „Die Europäische Union ist in Gefahr! Wo geht es hin mit der Europäischen Union? Wird die Europäische Union zerfallen, hat sie weiteren Bestand?“ – weil ich merke, dass die Leute einfach die Grundlagen dieser Europäischen Union nicht verstanden haben. Die Union steht für Europäische Stabilität und Sicherheit, die Europäische Union steht nicht für Bankenkrisen und Wirtschaftskrisen. Und die Idee der Europäischen Union ist das, was uns in den letzten fast siebzig Jahren Frieden beschert hat.

Und wie der Herr Ministerpräsident sagte – und ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er das erwähnt hat – was das in den letzten 25 Jahren auch für den Osten Deutschlands und speziell Leipzig und Sachsen bedeutet hat. Und dafür bin ich ihm auch besonders dankbar, denn ich glaube, wir sollten wirklich erkennen, was für eine Bedeutung dieser Frieden für uns alle hat, und was für eine Bedeutung die Europäische Union hat, dass wir uns diesen Frieden garantieren. Und wenn nur ein paar dieser Gedanken den Leuten durch diese Feier nähergebracht werden durch das, was man gestern Abend in Tagesthemen und Tagesschau in ganz Deutschland gesehen hat und was wir hoffentlich auch morgen Abend in Tagesthemen und Tagesschau sehen werden, dann haben wir damit etwas Unglaubliches erreicht und ich bin dankbar – möchte ich noch einmal sagen und ich glaube auch im Namen aller Repräsentanten hier zu sprechen –, dass wir ein kleiner Teil dieser Feier sein durften und dass wir damit helfen konnten, dass diese Feier vielleicht noch ein bisschen sichtbarer wurde und diese Feier einen ganz speziellen „Touch“ bekommen hat.

Deswegen möchte ich mich von ganzen Herzen bei den Organisatoren bedanken, bei den Motoren bedanken, die das Ganze möglich gemacht haben, bei den unzähligen Helfern, die uns mit Rat und Tat und Vorbereitung und Unterstützung und allem zur Seite gestanden sind, tausend Dank, es ist eine Freude hier zu sein und sie gehen den richtigen Weg für Europa in die Zukunft.

Vielen herzlichen Dank.


Aufzeichnung und Transkription: Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig

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Fürstenhäuser | Kulturträger: Im Rahmen des Gedenkens an die Völkerschlacht von Leipzig vor 200 Jahren trafen sich vom 17.-19. Oktober 2013 die Nachfahren der Monarchen, die 1813 den Oberbefehl der Truppen führten. In diesem Film kommen viele zu Wort: Großfürst Georg von Rußland, ein Nachfahre Zar Alexanders I. von Rußland. Erzherzog Georg von Österreich, ein Nachfahre Kaiser Franz I. von Österreich und Prinz Heinrich von Hannover, ein Nachfahre König Georgs III. von Großbritannien. Prinz Alexander von Sachsen und Prinz Michael von Sachsen-Weimar-Eisenach, als Nachfahren König Friedrich Augusts I. von Sachsen, eines Verbündeten Napoléons. Herzog Nicolaus von Leuchtenberg de Beauharnais, als Nachfahre des Vizekönigs von Italien, dem Stiefsohn Kaiser Napoléons I. von Frankreich. Auch Nachfahren der Generalität wie Fürst Blücher und Graf Bennigsen besuchten die Gedenkveranstaltung, der Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig.